Das 1907 erbaute Gebäude diente zunächst als Altenheim, Waisenhaus und Kindergarten. Seinerzeit waren neben drei katholischen und zwei evangelischen Geistlichen als Waisenräte auch mehrere Waisenpflegerinnen tätig. Im April 1921 wandelte man einen Teil des Versorgungsheims in ein katholisches Waisenhaus um. Aus Mangel an Alteneinrichtungen wurde später das Dachgeschoss mit zwei großen Räumen ausgebaut. Da diese Maßnahme nicht ausreichte, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1924 eine Erweiterung des Gebäudes, um im Anbau eine Alteneinrichtung unterzubringen. Sie wurde im Juli 1926 ihrer Bestimmung übergeben.
Zum Ende des zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Haus bei einem Luftangriff stark beschädigt. Dennoch konnte schon bald der Betrieb als Kinderheim wieder aufgenommen werden. Wegen des eigenen Personalmangels schloss die Stadt 1949 mit den „Schönstätter Marienschwestern“ einen Betreuungsvertrag ab. Im Oktober 1949 war es so weit und fünf Schönstätter Marienschwestern und ihre Oberin nahmen ihre Tätigkeit mit dem Ziel auf, den unter ihrer Obhut stehenden 50 Kindern, nach Mädchen und Jungen getrennt, ein Heim zu schaffen. Anfang der 1950-er Jahre baute man neben dem großen Gebäude und vor dem kleinen Wäldchen einen Stall, der auch als Waschhaus genutzt wurde. Links vom Haupteingang entstand ein Blockhaus, welches dem Hausmeister als Dienstwohnung zur Verfügung stand. Mitte der 1950-er Jahre setzten sich in Deutschland neue Erziehungsprinzipien durch, die den herkömmlichen Heimbetrieb ablösten. Nach umfangreichen Umbauarbeiten im Hause stellten die Verantwortlichen 1956 der Öffentlichkeit eine völlig neu strukturierte Einrichtung vor: Ordensschwestern mit sozialpädagogischer Fachausbildung wohnten nun mit den Kindern in abgeschlossenen Wohnungen mit Wohnzimmer, Schlafräumen, Küche und Bad. In jeder „Familie“ unterstützte außerdem eine Hausgehilfin die Wohngemeinschaft. Nachdem das Mädchenwohnheim aufgelöst und weitere Umbaumaßnahmen beendet waren, betreute die Einrichtung ab 1965 in acht Familien 90 Kinder.
Mit einem finanziellen Kraftakt in der Größenordnung von über 1,4 Millionen Mark , wurde ab 1973 das Gebäude von Grund auf saniert. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Waisenhaus insgesamt 13 Ordensschwestern. Bis 1986 betreuten die Schwestern das zuletzt nur noch von 16 Kindern bewohnte Kinderheim. Die Personal- und Betriebskosten sowie eine schlechte Finanzlage zwangen die Stadt, das Heim zu schließen.
Ende der 1980-er Jahre bezogen Aussiedlerfamilien aus Polen und der ehemaligen DDR das Gebäude. Durch Verhandlungen mit der Stadt gelang es der Pfarrgemeinde St. Marien 1989, für die Kinder der Bewohner in der ehemaligen Kapelle des Waisenhauses eine Kindertagesstätte mit 20 Plätzen einzurichten. Als Anfang der 1990-er Jahre die bisherigen Bewohner in eigene Wohnungen wechselten, wurden das Waisenhaus für Aussiedlerfamilien, Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge eine vorübergehende Station. Sie kamen vorwiegend aus dem ehemaligen Jugoslawien und anderen Balkanstaaten.  Nach Entspannung der Krisenherde in Osteuropa verblieb nur noch der Kindergarten in der ersten Etage des Gebäudes. Wegen Einsparungen und Umstrukturierungen wurde letztendlich auch dieser  im Jahr 2008 geschlossen.

Besucht im November 2011